„… unmöglich, diesen Schrecken aufzuhalten“ - Die medizinische Versorgung durch Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück

 

Zur Ausstellung:

Die SS verschleppte 120.000 Frauen aus 30 Ländern nach Ravensbrück, 80 km nördlich von Berlin. Hier war 1939– 1945 das größte Frauenkonzentrationslager auf deutschem Gebiet.

Im Mittelpunkt der Wanderausstellung über das Krankenrevier im KZ Ravensbrück steht die Arbeit des medizinischen Häftlingspersonals im Frauenlager.

Die SS hatte Häftlinge aus unterschiedlichen Ländern Ost- und Westeuropas als Ärztinnen und Pflegerinnen eingesetzt. Ihre Position als Funktionshäftlinge verlangte eine dauernde Gratwanderung zwischen den Befehlen der SS, ihren eigenen Überlebensinteressen und den Bedürfnissen der Kranken.

Was konnten sie tun? Was taten sie?

Die meisten von ihnen versuchten, ohne ausreichende Medikamente und Verbandsmaterialien, kranken und verletzten Mithäftlingen zu helfen. Ihre Patientinnen beurteilten ihre Arbeit jedoch, wie die Berichte von Überlebenden dokumentieren, sehr unterschiedlich. Neben der Anerkennung ihres Einsatzes für die Mithäftlinge wurden sie u. a. auch für die Nichtbehandlung von Kranken, Selektionen und Tötungen mitverantwortlich gemacht.

Anhand von Fotos, Dokumenten, Zeichnungen und Schriftzeugnissen ehemaliger Revierarbeiterinnen und ihrer Patientinnen, beleuchtet die Ausstellung Facetten des Lageralltags, in dem das
Krank-werden oder Krank-sein, oftmals den ersten Schritt zum Sterben oder Vernichtung bedeutete.

 

Die Ausstellungseröffnung fand am 17.10.2019 um 18:30 an der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte statt. Nähere Information zum Programm der Eröffnungsveranstaltung im Einladungsfolder (PDF).

Fotostrecke zur Ausstellungseröffnung.

Die Ausstellung wurde von 17.10.2019 bis 20.3.2020 gezeigt.

 

Während der Ausstellungsdauer wurden an der Fachbereichsbibliothek folgende Begleitveranstaltungen abgehalten:

Porträt-Abend: Ilse Reibmayr. Eine österreichische Häftlingsärztin im Ravensbrücker Krankenrevier

Loretta Walz (Regisseurin, Autorin und Filmproduzentin) stellt Ilse Reibmayr vor und zeigt Ausschnitte aus ihrem Film „Die Frauen von Ravensbrück“. Ilse Reibmayr wurde im Sommer 1944 verhaftet und im Frauen-KZ Ravensbrück beauftragt, eine Geburtsstation einzurichten.

3.12.2019, 18:30 – 20:00 in der der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte.


Vortrag: Österreichische Ärzte im Nationalsozialismus

Herwig Czech (Assistent für Geschichte der Medizin an der MedUni Wien) bietet in seinem Vortrag einen Überblick über die radikalen Veränderungen in der medizinischen Landschaft Österreichs nach dem „Anschluß“ 1938 und veranschaulicht die Verstrickung von Ärzten bis hin zu Tätigkeiten in den Konzentrationslagern sowie der Ermordung von Menschen in der Psychiatrie.

21.1.2020, 18:30 – 20:00 in der der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte.


Vortrag: Zum Dilemma von Häftlingsärztinnen und –pflegerinnen

Christl Wickert (Historikerin, Politologin und Kuratorin) berichtet über die schwierige Situation der Funktionshäftlinge, die für die Behandlung und Pflege inhaftierter Patientinnen und Patienten von der SS dazu verpflichtet wurden. Die Schwere und Anzahl der Erkrankungen und Verletzungen stand in keinem Verhältnis zu den unzureichenden Ausstattungen auf den Krankenstationen. Diese Verhältnisse stürzten sie in unausweichliche Dilemmata, die über die Grenzen der Medizinethik weit hinausreichten.

17.3.2020, 18:30 – 20:00 in der der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte.
> Wegen der Corona-Einschränkungen konnte diese Veranstaltung nur virtuell abgehalten werden. Eine Aufzeichnung des Vortrags von Christl Wickert ist unter folgendem Link auf Phaidra abrufbar:
https://phaidra.univie.ac.at/o:1078877